Montag, 11. Nov. 2024
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Presbyteriumssitzung
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vorl. So. im KJ
Christuskirche
Mi, 20. Nov. 2024, 15:00 Uhr
Seniorengottesdienst
St. Josefspflege
Mi, 20. Nov. 2024, 19:00 Uhr
Buß- und Bettag
Gemeindehaus
So, 24. Nov. 2024, 10:00 Uhr
Ewigkeitssonntag
Christuskirche
Stand: 23.10.2024
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Geschichte der Prot. Kirchengemeinde Mundenheim bis 1978
(Quelle: Festschrift zum 75jährigen Jubiläum der Christuskirche LU-Mundenheim 1978)
Inhalt:
Vor der Industrialisierung
Erste regelmäßige Gottesdienste
Gründung des Vikariats
Erhebung zur Pfarrei
Die Kirche
Die Weihe der Kirche
Die Weiterentwicklung der Pfarrei bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Die Vereine
Aus dem Gemeindeleben
Die Pfarrei während des Ersten Weltkriegs
Nach dem Ersten Weltkrieg
Die Grenzen der Pfarrei
Die Dreißigerjahre und der Zweite Weltkrieg
Kriegszeit, Zerstörung der Kirche
Der Wiederaufbau
Die »neue« Christuskirche
Vor der Industrialisierung
Gerade ein Jahrzehnt sollte es
dauern, bis das nur von wenigen Protestanten bewohnte Mundenheim ein
eigenes Pfarramt und zugleich auch eine eigene
Kirche erhielt. Jedoch handelte es sich dabei nicht um die erste
evangelische Pfarrei in Mundenheim; das erste evangelische Pfarramt geht
in die Reformationszeit zurück (1556) und endete endgültig 1709, als
Mundenheim an die Kurpfalz kam. Obwohl bei der Transaktion ausbedungen
war, dass der protestantische Gottesdienst und Unterricht unbehelligt
bleiben sollte, richtete im Widerspruch dazu der in der Pfalz unpopuläre
katholische Kurfürst Johann Wilhelm (gest. 1716) im Zuge seiner
gegenreformatorischen Politik eine katholische Pfarrei ein. Die Zahl
der protestantischen Familien ging infolge dessen
stark zurück; 1864 zählte man neben 1937 Katholiken 102 Protestanten in
25 Familien (zuvor waren es noch weniger, aber 1801 hatte Mundenheim nur
401 Einwohner). Die Protestanten Mundenheims waren in dieser Zeit nach
Rheingönheim eingepfarrt. Sie gingen dorthin zum Gottesdienst, und die
Kinder besuchten die dortige protestantische Schule.
Erste regelmäßige Gottesdienste
Infolge der Industrialisierung
wuchs Mundenheim in der Nachbarschaft Ludwigshafens stark an. 1892 ließ
sich die Fa. Dr. Friedrich Raschig nieder, 1895 siedelte sich die Fa. Gebr. Giulini
in Mundenheim an. Als im Jahre 1895 die Zahl der Protestanten auf 870 angewachsen war,
wurde seitens der Kirchenbehörde bei der kgl. Staatsregierung die Gründung eines Vikariats angeregt. Um sich von der räumlichen Ausdehnung
Mundenheims in damaliger Zeit eine Vorstellung zu machen, sei darauf
hingewiesen, dass sich die Gemeinde bis zur Gartenstadt (Hochfeld) und
bis zur Parkinsel - Wittelsbachstraße - alter Rangierbahnhof und den »Bruchwiesen«
am Schlachthof ausdehnte. Ab August 1898 hielt der Pfarrer der Muttergemeinde
Rheingönheim, Franz Ludwig Berkmann, regelmäßigen Sonntagsgottesdienst in Mundenheim ab. Als Versammlungslokal
diente der ehemalige Speisesaal des sog. Hofgutes.
Der Besitzer, Major Freiherr v. Heyl, stellte der entstehenden Gemeinde das »Herrschaftshaus« unentgeltlich zur Verfügung. Agende und Altarbibel wurden angeschafft, ein Harmonium angekauft, Abendmahlgerät, Taufgeschirr und weitere gottesdienstliche Gerätschaften durch Sammlung in der Gemeinde besorgt.
Gründung des Vikariats
Bis ins Jahr 1900 schnellte die Zahl der Protestanten auf 2.154 vor, und so
konnte es nicht ausbleiben, dass bei dem kräftigen Anwachsen der Gemeinde
ein Vikariat in Mundenheim errichtet wurde. Am 1. Februar 1899 bezog der
erste prot. Vikar, Valentin Scherrer, das noch unselbständige Vikariat, denn
Mundenheim blieb auch weiterhin dem Pfarramt der Muttergemeinde Rheingönheim
unterstellt. Scherrer blieb bis zum 15. Sept. 1899. Sein Nachfolger war Vikar
Karl Jakob Zimmermann. Das an sich
berechtigte, 1900 eingereichte Gesuch um die Erhebung Mundenheims zum
selbständigen Vikariat unter Loslösung von Rheingönheim wurde
staatlicherseits vorerst noch nicht genehmigt; dafür erhielt Mundenheim
1900 sein erstes selbständiges Presbyterium mit sechs Mitgliedern: Dr.
Friedrich Raschig, Peter Frey, Jakob Lorch, Jakob König, August Nägele und
August Kaufmann.
Erhebung zur Pfarrei
Aufgrund neuer Bestrebungen unter Hinweis auf das unverminderte Anwachsen
der Gemeinde genehmigte der Prinzregent persönlich, wie es heißt,
die Erhebung der Vikariatsgemeinde Mundenheim zu einer selbständigen Pfarrei Ludwigshafen
a. Rh. IV. Die Erhebung erfolgte am 12. Mai 1903, als Mundenheim gerade vier
Jahre zu Ludwigshafen gehörte. Vikar Zimmermann wurde bald darauf versetzt.
Für zwei Monate versah noch einmal der Rheingönheimer Pfarrer Jakob Knecht
den Dienst in der jungen Pfarrei, bis am 16. Okt. 1903 als erster Pfarrer
der neu eingerichteten prot. Pfarrei Jakob Hoffmann die Dienststelle bezog.
Die Gemeinde feierte seine feierliche Installation am 18. Okt. im Saal »Zum
Riesen«. Außer dem Presbyterium standen damals im Dienst der Gemeinde: als
Kirchenrechner Kaufmann Ganzhorn (er hatte 1901 J. Fehmel
abgelöst); seit 1900 als Organist Lehrer Korell; den Kirchendienst versah J.
Zumpf.
Die Kirche
Nach zweijähriger Bauzeit konnte die Kirche am 5. Juli 1903 durch
Konsistorialrat Decker bei starker Beteiligung der Gemeinde geweiht werden.
Doch zunächst zu den Anfängen des Kirchenbaus:
Finanzierung und Bau
Der wachsenden Gemeinde wurde der zur Verfügung stehende Raum im Hofgut zu
klein; er fasste nur 200 Personen. Daher dachte man schon 1897 an den Bau
einer Kirche. Major von Heyl schenkte der Gemeinde einen Bauplatz im Werte
von 10.000 Mark mit der Auflage, dass mit dem Bau innerhalb von vier Jahren,
vom 7. Juni an gerechnet, begonnen werde, andernfalls würde die Schenkung
hinfällig. Ein Kirchbauverein wurde gegründet. Noch im gleichen Jahr
sammelte man bei einer Hauskollekte in der Pfalz für die Mundenheimer
Kirche. Die Finanzierung wurde außerdem durch weitreichende Zuwendungen der
Gustav-Adolf-Vereine unterstützt (über 46.000 Mark), darunter
die Gabe des Zentralvereins der Gustav-Adolf-Stiftung in Höhe von fast
20.000 Mark, die die Gemeinde auf dem Gustav-Adolf-Hauptfest im Jahr 1900
zugewiesen bekam. Weitere Mittel ergingen durch Staatszuschüsse und nicht
zuletzt durch den freiwilligen Sammeleifer der Gemeinde. Noch fehlende
Mittel beschaffte man sich durch eine Anleihe. Die Baukosten betrugen
insgesamt ca. 125.000 Mark. Am 1. Juni 1901 erfolgte der
erste Spatenstich; im gleichen Jahr konnten 22.000 Mark des sich über 72.000
Mark belaufenden Kirchenbaufonds verbaut werden. Am 14. Juli feierte man
die Grundsteinlegung; eine Urkunde wurde im Turm links vor dem Eingang vermauert.
Schließlich erfolgte die Einweihung am 5. Juli 1903.
Die Weihe der Kirche
Schon am Vorabend des 5. Juli 1903 kündigten die Glocken das Herannahen des
bedeutsamen Festtages an. Die Straßen waren geschmückt, die Häuser beflaggt.
Um 9.30 Uhr versammelte sich die Gemeinde vor dem Hofgut, um mit einem
Gottesdienst Abschied von dem als Provisorium dienenden Betsaal zu nehmen.
In einem Festzug gingen, Schuljugend, Musikkapelle, Konfirmanden,
Presbyterium, die geistlichen Vertreter der Nachbargemeinden sowie
Pfarrverweser Zimmermann, Konsistorialrat Dekker aus Speyer, der 83-jährige
Kirchenrat Wündisch aus Germersheim, Adjunkt Gengier und Vertreter des
Stadtrats, Architekt Schöberl und Bauleute hinüber zur Christuskirche.
Kirchenchor, Protestantischer Arbeiterverein und Festgemeinde schlossen sich
zu einem etwa 1.400 Teilnehmer zählenden Zug an.
Nach einer Schlüsselübergabe folgte der Festgottesdienst mit Festpredigt unter Mitwirkung des Kirchenchors. Man dankte dem Gustav-Adolf-Verein als einem großen Wohltäter der Gemeinde. Bei einem anschließenden Festessen im »Riesen« nahmen 56 Herren teil. Die Gemeinde versammelte sich nachmittags am gleichen Ort zu einer Nachfeier.
Die Kirche wurde wie folgt beschrieben: »Dieselbe ist außerordentlich schön nach Aufriss und Ausführung. Sie enthält zwischen 900 und 1.000 Sitzplätze, ist mit einer dreiseitigen Empore versehen und hat eine gute Akustik. Altar, Kanzel und Taufstein sind aus weißem Kalkstein hergestellt. Die rechte Fensterreihe zieren in Glasmalerei die Bildnisse von Martin Luther, Philipp Melanchthon, Johannes Calvin und Huldreich Zwingli, während auf der linken Seite die Bildnisse von Gustav Adolf von Schweden, Friedrich dem Weisen von Sachsen, Philipp von Hessen und Franz von Sickingen in den Fenstern grüßen. Die Chorrosette - eine Stiftung der Familie Dr. Raschig - schmückt das Bild Christi und der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Von dem Kreuz im Hintergrunde fallen leuchtende Sonnenstrahlen nach allen Seiten. Die Kirche ist mit elektrischem Licht versehen; im Winter sorgen drei Öfen für behagliche Wärme. Die drei Toreingänge sind mit eisernen Gittern abgeschlossen. Zu beiden Seiten und hinter der Kirche befinden sich Garten- und Rasenanlagen.« (Pfr. Hoffmann)
Die Weiterentwicklung der Pfarrei bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Was den Umfang der Pfarrei anbelangt, so
wurde bereits 1901 eine Abtrennung des Rangierbahnhofs und des Hafengebiets
erwogen. Noch in der Zeit des Vikariats (Jan. 1903) wies das Presbyterium
den Vorschlag des Pfarramts I zurück wegen des zu geringen
finanziellen Ausgleichs. Erst 1907 wurden wieder Verhandlungen aufgenommen,
doch die Lostrennung des Gebiets von Mundenheim erfolgte erst 1911. 1912
schlug das Pfarramt I die Abtrennung des Wittelsbachviertels vor. Zu diesem
Zeitpunkt gehörten ein Drittel der Protestanten Ludwigshafens zur Pfarrei IV
(= Mundenheim). Die Mundenheimer lehnten das Angebot ab, weil die Pfarrei I
jetzt schon zu groß war und eine Zuweisung des Wittelsbachviertels zur Stadt
keine adäquate Lösung war. Am 7. 7. 1914 leitete das Presbyterium neue
Maßnahmen in die Wege, die aber durch den Krieg aufgehalten wurden, so 1915
durch das kgl. Bezirksamt.
Die Vereine
Das erste Jahrzehnt war die
Konsolidierungsphase der Gemeinde. 1903 bestand schon das Presbyterium (seit
1900), ein Kirchenchor (seit 1899) und ein Gustav-Adolf-Verein. Der
Kirchenbauverein konnte sich 1904 nach Bau des Pfarrhauses auflösen. Es
folgten bis 1910 weitere Vereinsgründungen: Prot. Arbeiterverein 1904,
Evangelischer Bund 1905, Frauenverein 1910 und Diakonissenverein 1904. In
dasselbe Jahr reicht die Krankenpflegestation zurück und seit 1908 besaß der
Verein eine eigene Kleinkinderschule. Arbeiterverein, Evangelischer Bund und
Kirchenchor vereinigten sich 1912 zum Protestantenverein und bildeten dessen
Abteilungen; die Gesangsabteilung unterstand Oberlehrer KorelI, Dirigent war
Lehrer Umlauf. Seit 1920 gab es eine Jugendabteilung und einen
Jungfrauenverein. Nachdem 1924 ein Jünglingsverein gebildet wurde, löste
sich die Jugendabteilung des Protestantenvereins auf.
In dieses Jahr geht auch der Mädchenbund zurück, der bis zu seiner Auflösung 1935 bestand. Bis in die Anfangszeit der Gemeinde reicht die Tätigkeit der Stadtmission zurück. Noch 1926 gab es eine Neugründung mit dem Melanchthonverein (540 Mitglieder). Mit dem 2. Weltkrieg ging der Protestantenverein zugrunde, zuletzt war nur noch die Sterbekasse aktiv, da der Verein das Vereinshaus abtreten musste. Ein Beispiel für die Beschränkung der kirchlichen öffentlichen Arbeit ist ebenso die Geschichte des Ev. Jugendwerkes in den Jahren 1934/35.
Aus dem Gemeindeleben
Das erste Jahrzehnt ist vorwiegend vom
Anwachsen der Gemeinde bestimmt. 1904 steht das Pfarrhaus, am 1. Okt. wird
die erste Diakonisse feierlich eingeführt. Am 14. 6. 1908 findet die Weihe
der Kleinkinderschule statt. Seit 1910 hat die Gemeinde eine zweite
Krankenschwester. Im Hofgut ist eine Handarbeitsschule untergebracht. Enge
Verbindungen bestehen zur Protestantischen Schule. Ihre Anfänge gehen ins
Jahr 1897 zurück, als die erste prot. Lehrstelle eingerichtet wurde (1904
gab es 4 Lehrstellen, 1914 schon 16, 1949 waren es 22 prot. Lehrstellen).
Oberlehrer Korell, zugleich Leiter des Kirchenchores, übt 1907/8 mit der
Schuljugend die Melodien des neu eingeführten Gesangbuches ein. An allen
Festtagen sind Schulklassen beteiligt. Am 1. 11. 1913 feiert die Gemeinde
das 10jährige Bestehen der Pfarrei mit Festgottesdienst und Bankett. Am 2.
11. fand ein Familienabend statt. Pfarrer Hoffmann gab aus diesem Anlass
»Gedenkblätter zum zehnjährigen Bestehen der prot. Kirche und Pfarrei«
heraus.
Im April 1913 fasste das Presbyterium den einstimmigen Beschluss, zum Zwecke der Errichtung eines evang. Gemeindehauses ein Darlehen aufzunehmen. Die vielfältigen Vereinstätigkeiten erforderten entsprechende Räumlichkeiten. Zum Preis von 31.682 Mark konnte man die erforderlichen Grundstücke erwerben. 1919 war das Gemeindehaus in der Bahnhofstraße (jetzt Weißenburger Straße) fertig. Pfarrer Hoffmann verließ 1916 nach fast 13jähriger Amtszeit Mundenheim, das bis dahin über 5.000 Gemeindeglieder zählte.
Noch während des Krieges, als Pfarrer Zimmermann die Pfarrei übernommen hatte, in der er als Vikar den Kirchenbau betrieben hatte, erhielt Mundenheim am 16. 12. 1917 das fünfte Ludwigshafener Stadtvikariat. 1913 hatte man es bereits beantragt. Der erste Vikar, Hermann Theodor Reber, blieb in Mundenheim bis zum 15. Februar 1919.
Die Pfarrei während des Ersten Weltkriegs
Während des Krieges wurde im Pfarrhaus
eine Sammelstelle des »Roten Kreuzes« eingerichtet. Die Gemeinde zeichnete
sich durch besondere Aktivität im sozialen Bereich aus. Pfarrer Hoffmann
stellte eine Zunahme der Religiosität und Sittlichkeit fest, außerdem
besseren Gottesdienstbesuch. Der Kirchenchor konzertierte zugunsten der
städtischen Kriegsfürsorge. An den Buß- und Bettagen sind die Gottesdienste
überfüllt. Der Protestantenverein notiert Abgaben für die städtische
Kriegsfürsorge, die Jugendabteilung sammelt und versendet Schriften und
Gaben für die im Felde stehenden Mitglieder des Protestantenvereins. Endlich
ist noch die Hilfe für die in Not geratenen Familien zu verzeichnen.
Der prot. Frauenverein entfaltete eine glänzende Tätigkeit im versenden von Liebesgaben, tatkräftiger Hilfe und Fürsorge. Aus dem Felde erreichten Pfr. Hoffmann viele Dankesschreiben. So manches Gemeindeglied kehrte nicht mehr zurück, allein 8 der 16 Lehrer fielen. Den Hinterbliebenen galt die Seelsorge.
Mit besonderem Wehmut sahen die Gemeindeglieder zwei der drei Glocken scheiden. Auch die Prospektpfeifen der Orgel wurden für Kriegszwecke eingeschmolzen. Im Verlaufe des Krieges kam es zu feindlichen Luftangriffen. In trüber Erinnerung blieb der Palmsonntag 1918, an dem die Gemeinde bei der Konfirmationsfeier infolge nicht ernstgenommener Luftangriffe fluchtartig die Kirche verlassen und in Nachbarhäusern Schutz suchen musste. Am 16. Okt. wurde die Kirche durch einen Fliegerabwurf beschädigt. Zwei herausragende Ereignisse sind noch zu erwähnen. Am 31. Okt. 1917 feierte man in dieser Notzeit mit Festgottesdienst und Predigt das 400-jährige Bestehen der Reformation; am 1. Dez. 1918 folgte die Jahrhundertfeier der Union von 1818, als Reformierte und Lutheraner in der Pfalz sich vereinigten.
Nach dem Ersten Weltkrieg
Am 20. 12. 1918 wurden französische
Besatzungstruppen im Gemeindehaus in der damaligen Bahnhofstraße
einquartiert. Das Haus wurde am 19.10.1919 wieder freigegeben, bald darauf
die Schäden im großen Saal beseitigt. Schon am 21. 12. konnte man das
Gemeindehaus feierlich eröffnen. Hausverwalter wurde Ernst Hähnlein, die
Verwaltung übernahm der Protestantenverein. 1925 richtete der
Protestantenverein einen Ehrensaal für die Gefallenen ein.
Durch die Opferbereitschaft der Gemeinde gelang trotz der Teuerung in den Nachkriegsjahren die notwendige Beseitigung der Kriegsschäden an der Kirche. Die Gottesdienste waren weiterhin gut besucht. 1921 übernahm Lehrer Umlauf den Organistendienst; Lehrer Loschky leitete die Jugendabteilung des Protestantenvereins, eine Diakonisse den Jungfrauenverein. Am 3. 12. 1922 feierten die Mundenheimer Protestanten die Glockenweihe mit »Flaggen und Girlanden«. Am 11. 11. hatte man die Glocken am Nordeingang des Stadtteils in Empfang genommen. Auf den Umzug folgte der Festgottesdienst mit dem eigentlichen Weiheakt. Die Namen der Glocken: Christusglocke, Gustav-Adolf-Glocke, Friedensglocke. Die Lutherglocke war der Gemeinde belassen worden.
1928 konnte das Schwestemhaus durch Umbau des danebengelegenen, dem Diakonissenverein gehörigen Anwesens Kirchplatz 1, erweitert werden. Die Gemeinde gewann dadurch einen Saal und einen Raum für die Kleinkinderschule, die zugleich den Jugendgruppen als Versammlungsraum dienten. Gleichzeitig erhielt der Stadtvikar eine Dienstwohnung und das Presbyterium und der Frauenverein ein Sitzungszimmer. Das neue Anwesen erhielt den Namen Lutherhaus. Die Einweihung war am 27.1.1929.
Die Grenzen der Pfarrei
Noch immer war die Diskussion um das
Wittelsbachviertel im Gange, das erst 1925 zur Pfarrei I (Mitte) kam, da
musste man sich schon um den übergroßen Zuwachs der Gartenstadt Gedanken
machen (1920).
Bei einer feierlichen Visitation durch Kirchenpräsident Dr. Fleischmann brachte das Presbyterium das Problem zur Sprache. 1924 fasste man die Errichtung einer Notkirche ins Auge. Ab dem 28. 11. 1928 wurden für die 1.100 Protestanten in der Gartenstadt regelmäßig Gottesdienste abgehalten. Seit dem 10. 6. 1928 stand in der Gartenstadt das im Eigentum der Gesamtkirchengemeinde befindliche Kinder- und Altersheim; im August 1930 wurde mit dem Bau der Kleinkinderschule, im September mit dem Bau der Kirche begonnen. 1932 erfolgte die Abtrennung der Gartenstadt und die Bildung des Pfarramtes V (Lu.-Gartenstadt-Hochfeld).
Die Dreißigerjahre und der Zweite Weltkrieg
Konflikte um den Kirchenrechner nach
1930, in die sich die Parteien CSV und NSDAP einschalteten, gehören ins
Vorfeld des Kirchenkampfes. 1933 konnte sich die kirchliche Arbeit
öffentlich noch frei entfalten, auch wenn die großen (kirchen-) politischen
Auseinandersetzungen an Mundenheim nicht spurlos vorbeigingen (Presbyterwahl
1. 6. 1933). Die Vereine setzten ihre Tätigkeit fort. Doch bereits 1934
kommt es zu Konflikten zwischen dem Evang. Jungmännerwerk und der HJ.
Plakate wurden von der HJ gewaltsam entfernt, ausgeliehene Musikinstrumente
von der HJ nicht mehr zurückgegeben. Obwohl das kirchliche Leben noch als
befriedigend bezeichnet wird, geht der Ertrag der kirchlichen Sammlungen
zurück. 1935 gaben mehrere Presbyter ihr Amt auf.
Nachfolger von Pfarrer Zimmermann, der am 1. 12. 1936 in den Ruhestand ging, wurde nach kurzem Interim von Pfarrverweser Willi Ludwig Lafrenz Pfarrer Heinrich Brittinger (16. 8. 1937). Die Jugendarbeit ging in begrenztem Rahmen weiter. Wie in den Krisenjahren zuvor unterstützten die Gemeindeglieder die Bedürftigen der Gemeinde an Konfirmation und Weihnachten, was aber 1937 durch Verbot der Adventsfeier stark eingeschränkt wurde. 1937 erhielt das Presbyterium durch die Stadt die Auflage, den Namen des Prot. Vereinshauses zu ändern, die Stein gehauene Inschrift zu beseitigen und ein neues Schild anzubringen, da dieses Haus allen zugänglich sei und die Volksgemeinschaft nicht mehr durch konfessionelle Vereinshäuser zerrissen werden dürfe.
Aus dem Vereinshaus wurde eine Wirtschaft »Zur Kurpfalz«, nachdem der Name »Wartburg« abgelehnt werden konnte. Eine Vermietung für eine Hundertschaft Schupo konnte ebenfalls verhindert werden. 1938 richtete die Stadt darin einen Sammelschutzraum gegen Fliegergefahr ein, 1939 musste das Haus an eine Lambsheimer Firma verkauft werden. Die »Deutsche Glaubensbewegung« propagierte überall mit Wort und Schrift den Austritt aus der Kirche (1937: 55 Austritte). Auf der anderen Seite festigte sich das Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinde. Die Presbyter gaben ein gutes kirchliches und religiöses Vorbild.
Der 3. Juli 1938 war mit dem Gustav-Adolf-Fest ein großer Tag für die Gemeinde; die Häuser waren mit Fahnen, Fähnchen und Blumen geschmückt. Obwohl bei der Nachmittagsfeier im Vereinshaus die Polizei die Reden untersagt hatte, erlebte die Gemeinde durch Gesänge mit dem Kirchenchor frohe gemeinsame Stunden. Da aber bald keine Feiern mehr im Vereinshaus abgehalten werden durften, ging der Protestantenverein sehr zurück. Der Religionsunterricht war von der Einstellung der betreffenden Lehrer abhängig. Von 1939 an gab es keine Schulgottesdienste mehr.
Kriegszeit, Zerstörung der Kirche
Seit Beginn des Krieges mussten sämtliche Abendveranstaltungen auf die
Nachmittage verlegt werden. Vikar Werron rückte im März 1940 zum
Heeresdienst ein. Der Kirchenchor setzte seine Proben unter Studienrat
Schönnamsgruber fort. Der Frauenbund versandte Feldpostpakete. Schon nach
einem Fliegerangriff am 6./7. August 1941 musste der Gottesdienst für l/4
Jahr in der Kinderschule abgehalten werden. Bittgottesdienste für die
Gefallenen und ihre Angehörigen häuften sich. Am 22. 5. 1942 wurden bis auf
die kleine Lutherglocke die Glocken für Kriegszwecke eingeschmolzen. Viel
länger hätten die Mundenheimer die Glocken auch nicht mehr hören können. Zog
bereits am 9./10. August 1943 ein großer Angriff weite Teile Mundenheims in
Mitleidenschaft, bei dem viele Einwohner ihren Tod fanden (damals brannte
die kath. Kirche aus), so brachte ein neuer schwerer Angriff in der Nacht
vom 5. auf den 6. September 1943 neues schweres Leid.
Um 22.35 Uhr wurde Luftgefahr gegeben, um 22.53 Uhr ertönten die Sirenen. Eine halbe Stunde dauerte die Zeit des ungewissen Wartens. Um 23.58 Uhr fielen die ersten Bomben über der Fa. Raschig und Mundenheim. Der Angriff währte bis 0.54 Uhr, eine ganze Stunde. Als der Angriff bereits nachließ, geriet die Christuskirche durch mehrere Phosphorbomben in Brand. Die Wasserleitung versagte völlig, Löschtrupps waren nicht zur Stelle, und so brannte auch das Lutherhaus nieder, in dessen Flammen Studienrat Schönnamsgruber umkam. Vier Tage lang brannte die Kirche. Nur die Vikarswohnung und der Jugendsaal blieben verschont. Gottesdienste fanden nun entweder im Pfarrhaus oder in der Unterkirche der Erlöserkirche in der Gartenstadt statt.
Der Wiederaufbau
Letzte Opfer waren mit den Ortskämpfen im
März 1945 zu beklagen. Noch vor dem Einrücken der Amerikaner fand eine
vorgezogene Konfirmation statt. Im Oktober errichtete die Fa. Pister unter
Mithilfe der Fa. Gebr. Giulini das Lutherhaus provisorisch wieder her; das
Schwesternhaus im 2. Stock konnte aber infolge Materialmangels noch nicht
wiedererrichtet werden. Im Oktober 1946 war der Bau der Notkirche
abgeschlossen. Die Konfirmationen fanden aber noch bis 1953 in der
Erlöserkirche der Gartenstadt statt.
Erste Vikarin nach dem Krieg war Elfriede Reinhard ab Okt. 1945. Religionsunterricht, Christenlehre und Jugendarbeit hatten schon im Juni begonnen. Der Frauenbund kam regelmäßig mittwochs zusammen. Die Gottesdienste waren wieder besser besucht. Der Kirchenchor nahm am Landeskirchenmusiktag 1946 teil und feierte sein 50jähriges Bestehen. Vorträge mit kirchengeschichtlichem, sozialem, ethischem und religiösem Inhalt, Bibelarbeiten, Besprechungen, Lichtbildervorführungen, Lektüre und Männerarbeit fanden großen Zuspruch. Eine Gemeindehelferin nahm ihre Arbeit auf.
Bei der Explosionskatastrophe vom 28. Juli 1948 in der BASF waren 4 Todesopfer und mehrere Verletzte aus der Gemeinde zu beklagen. Im St. Annastift mussten Verletzte betreut werden. Die Notkirche erlitt Schäden an Decken und Wänden. 1949 erfuhr das Lutherhaus durch ein durchgehendes Dach eine größere Veränderung. Nächstes Ziel blieb aber der Wiederaufbau der Christuskirche. Das Fehlen der Kirchenglocken wurde als ein spürbarer Mangel empfunden. Weitere Aufgaben warteten aus die Gemeinde. Flüchtlinge fanden Aufnahme in der Gemeinde; der Frauenbund schickte Pakete in die Ostzone. 1951 gelang es durch Verhandlungen vor der Restitutionskammer in Frankenthal, das Vereinshaus zurückzugewinnen. Allerdings bestand mit einem Kino ein unkündbarer Vertrag bis 1957, so dass das Haus, abgesehen von einem Jugendsaal, für Gemeindezwecke nicht zur Verfügung stand.
1952 konnte die Gemeinde den Wiederaufbau der Kirche in Angriff nehmen. Im Frühjahr fasste das Presbyterium den Beschluss und im Oktober begannen die Bauarbeiten. Bis Ende 1952 hatte der Kirchbauverein 20.000 DM aufgebracht. Am Rohbau waren die Firmen J. Pister, Geuder, W. Detroy und L. Alexander beteiligt. Die Bauleitung hatte Architekt Otterstätter. Der Turm wurde mit 39,5 m um 11m niedriger. Die Chorrosette wurde durch drei schmale Fenster ersetzt, in die Glasmosaiken eingebaut wurden. Das Kunstwerk zeigt links den sinkenden Petrus, rechts den ungläubigen Thomas und als ruhende Komponente in der Mitte den gekreuzigten Christus. Die Seitenfenster sind nicht mehr wie früher nach oben verjüngt, sondern haben nun durchgehend die gleiche Breite.
Die »neue« Christuskirche
Am 4. April 1954 kam der Tag der
Einweihung. Die Gemeinde versammelte sich vor dem Lutherhaus, um Abschied
von der Notkirche zu nehmen. Stadtvikar Ritter hielt die Ansprache.
Anschließend ging es zur Christuskirche. Auf die Schlüsselübergabe folgte
der Festgottesdienst. Die Weiheansprache hielt Dekan Roos.
Nach der Ansprache von Pfarrer Brittinger hielt Oberkirchenrat Bergmann die Festpredigt. Kirchenchor, Männergesangverein und Solisten beteiligten sich am Gottesdienst. Am Nachmittag fand ein Jugendgottesdienst statt. Insbesondere der Opferfreudigkeit der Gemeinde und der Landeskirche war es zu verdanken, dass das Gotteshaus wiedererrichtet werden konnte, und so ist es nicht verwunderlich, dass schon am 14. 10. 1956 wieder vier Glocken (die dritten!) vom Turm erklangen, und am 15. 04. 1962 die Orgel wieder eingebaut war (vollständige Register 1968 eingebaut). Dazu hatten auch die alten »Mundenheimer« in der Gartenstadt beigetragen, die in der Erlöserkirche schon 1953 Konzerte für die Christuskirche veranstaltet hatten. In einem Festgottesdienst, bei dem Pfarrer Ernst Heinrich Roos, seit 15. 11. 1960 in der Gemeinde, die Ansprache und Dekan Seifert die Festpredigt hielt, erklang unter Mitwirkung von Kirchenmusikdirektor Kohlmeyer die Orgel zum ersten Mal nach zwei Jahrzehnten. Der Kirchbauverein konnte sich 1965 auflösen. Zum Jahresende verließ Pfarrer Roos die Gemeinde. Weitere Umbauten im Lutherhaus, Pfarrhaus und Kirche (1969) und der Neubau eines Kindergartens an der Weißenburger Straße (1973) auf dem Gelände des abgerissenen Vereinshauses fielen in die Amtszeit von Pfarrer Walter Hans (seit 16. April 1966). Nach der Abtrennung des HerdervierteIs blieb der Umfang der Gemeinde bis heute erhalten.
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